Warum schreiben immer mehr Menschen lieber E-Mail, als miteinander zu reden?

Was sonst per Telefon kommuniziert wurde bzw. in einem Gespräch, oder auf dem sogenannten kurzen Dienstweg, ist heute in vielen Firmen aber auch privat der E-Mail-Kommunikation gewichen. Warum eigentlich?

Nun, in erster Linie lassen sich in einer E-Mail mehr sachliche Argumente anbringen und die Formulierung kann jederzeit überdacht und rückgängig gemacht werden. Einmal Gesagtes ist nicht wieder leicht aus der Welt zu schaffen.

Ein Pluspunkt für die E-Mail ist es, sämtliche Anliegen mehrmals anhand des Geschriebenen auf Vollständigkeit zu reflektieren. Hab ich wirklich alles erwähnt was ich wollte?

Ein dritter Vorteil ist die Protokollierung der gesamten Kommunikation. Gerade in den Unternehmen mit schlechtem Arbeitsklima ist es oft wichtig gewisse Sachverhalte nachweisen zu können. Was hat der Chef wirklich in Auftrag gegeben, wovon er aber nichts mehr weiß? In Unternehmen mit schlechter Führungskultur kann so etwas den Kopf kosten.

Was jedoch bei vielen Menschen mittlerweile zur Unsitte geworden ist, stellt sich in der Verlagerung von schwierigen sozialen Themen auf den E-Mailverkehr dar. Einem Mitarbeiter per Mail oder gar SMS zu kündigen ist rechtlich nicht möglich, ansonsten hätten viele Arbeitgeber bereits davon Gebrauch gemacht. Aber auch Privaten zeigt sich, dass viele Angsthasen die persönliche Situation scheuen und sogar mit der Lebensabschnittspartnerin den gemeinsamen Weg per E-Mail beenden.

Das persönliche Gespräch ist jedoch nicht zu ersetzen, besonders nicht in schwierigen emotionalen Situationen. Die E-Mail-Kommunikation schließt einen wichtigen Faktor aus, die nonverbale Kommunikation. Der Inhalt sehr vieler E-Mails wird ganz einfach falsch interpretiert, woraus sich nicht selten ein Spannungsfeld entwickelt, welches in einem persönlichen Gespräch nicht entstanden wäre. Bestimmte Formulierungen werden anders gedeutet, wenn zusätzlich die Gestik und Mimik im Spiel sind.

Ich befürchte allerdings, dass wir erst am Anfang einer Entwicklung stehen und das der E-Mailverkehr weite Teile des privaten Lebens noch gar nicht erfasst hat. Die meisten Menschen realisieren auch gar nicht, dass sie nun plötzlich für bestimmte Themen eine E-Mail schreiben, anstatt das persönliche Gespräch zu suchen.

Was den Menschen ebenfalls nicht bewusst ist … der Staat hört nun alles mit.

Quelle: zeit.de

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