Das kollektive „Du“ im deutschen Konzern – die wahre Revolution im deutschen Arbeitsmarkt

Der Chef der Otto Group hat seinen 54.000 Mitarbeitern das „Du“ angeboten. Beginnt damit eine Revolution bei deutschen Unternehmen? Oder kriegt Deutschland damit nur endlich den Stock aus dem Allerwertesten?

Es ist schon erstaunlich, kaum ein Land unterliegt so stark dem Glauben an Hierarchie wie Deutschland. Vor allem im Arbeitsalltag und im gesellschaftlichen Umgang sind die Deutschen über Jahrhunderte so erzogen worden. Dafür ist der „Preuße“ in der Gesellschaft hauptverantwortlich, in Bayern oder dem Rheinland sitzt das „Du“ viel lockerer.

International gelten die Deutschen als bieder, was nicht zuletzt an der verbreiteten Kultur des Sitzens liegt. In den meisten Ländern der Welt wird das völlig anders gehandhabt, beispielsweise im angelsächsischen Raum oder aber in der Schweiz. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum der Vorstandsvorsitzende der Otto Group nun die Trendwende probt. Wer international erfolgreich sein will, sollte nicht verkrampft und distanziert durch die Gegend laufen.

Hier beginnt gerade eine gesellschaftliche Revolution, die Deutschland nachhaltig verändern wird und auch gewisses Konfliktpotenzial mit sich bringt. Es ist wohl Fakt, dass viele Führungskräfte in Deutschland lediglich aus der Unnahbarkeit des Siezens führen. Was eigentlich keine wirkliche Führung ist, sondern einfach der Versuch sich abzugrenzen. Im Ergebnis resultiert dadurch auch die seit Jahren schlechte Qualität deutscher Führungskultur, die aktuell wieder im VW-Skandal deutlich wurde.

Welche Vorteile bringt das „Du“ als Anrede am Arbeitsplatz?

  • Steigerung des Zusammengehörigkeitsgefühls
  • Abbau von Kommunikationsschranken (vor allem international)
  • Neue Dynamiken bilden sich im Unternehmen
  • Kreatives Potenzial wird freigesetzt und noch vieles mehr

Nachteil ist eine vorübergehende Verunsicherung von Mitarbeitern, die hierarchische Strukturen besonders benötigen und nicht kommunikationsstark sind. Für diese Mitarbeiter wird es schwer, aber oft sind diese Mitarbeiter auch die Bremsklötze der betrieblichen Weiterentwicklung.

Wie gesagt, wer durch Siezen führen möchte, der führt falsch. Daher ist die Initiative der Otto Group nur die logische Konsequenz und eigentlich kann man sich nur fragen: Warum hat es in Deutschland so lange gedauert bis wir uns Duzen?

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